Das Lernnavi, ein Lernsystem für Schüler und Schülerinnen der Sekundarstufe II, wird als Teilprojekt der IT-Bildungsoffensive weiterentwickelt. Es soll Lernenden helfen, sich für die Fächer Deutsch und Mathematik jene Kompetenzen anzueignen, die für ein Studium benötigt werden. Entwickelt wurde es von Taskbase.
Binder ist zufrieden mit der Zusammenarbeit, denn das Start-up habe bereits Erfahrung im Bildungswesen. Das vereinfache das Vereinen von technischen mit pädagogischen Ansprüchen. Ohne die Vermittlung Binders zwischen IT-Fachleuten und Lehrpersonen geht es aber nicht. «Bildungstechnologie braucht dieses Zusammenspiel von Technik und Pädagogik.»
Herausfordernde Ansprüche
Damit ein Projekt gelingt, müssen abgesehen von Ingenieurinnen, Ingenieuren und Lehrpersonen verschiedenste Akteure und Zielgruppen berücksichtigt werden. «Ein Tool muss verschiedene Welten abbilden», sagt Binder. Projekte für öffentlich-rechtliche Institutionen müssen neben technischen und pädagogischen weiteren Ansprüchen genügen, etwa finanziellen oder datenschützerischen. Kurz: «Es ist schwierig, alles unter einen Hut zu bringen», sagt Binder.
Die Fachagentur Educa kennt die verschiedenen Bedürfnisse und die daraus entstehenden Komplikationen. Eine Seite lebt vom Wachstum und schnellem oder zumindest mittelfristigen Profit. Die andere hat einen Leistungs- respektive einen Bildungsauftrag. «In der Bildungstechnologie prallen Welten aufeinander», stellt Wüthrich fest. Das müsse den Involvierten von Anfang an bewusst sein.
«Bildungsfachleute sprechen nicht immer die gleiche Sprache wie Tech-Start-ups»
Damit Bildung und Technologie einen gemeinsamen Weg finden, müssten Möglichkeiten und Bedürfnisse sorgfältig kommuniziert werden. Wichtig sei dies besonders, damit man die wichtigsten Aspekte wie Datenschutz, Datensouveränität oder Systemarchitektur von Anfang an richtig klären könne. Die Herausforderung dabei: «Bildungsfachleute sprechen nicht immer die gleiche Sprache wie Tech-Start-ups», sagt er.
Edtech ist noch nicht am Ziel
In den letzten Jahren sammelten alle Involvierten wichtige Erfahrungen. «Die Bedürfnisse werden klarer. Wir sind aber noch nicht am Ziel», fasst Wüthrich zusammen. Jenen, die solche Projekte aufgleisen, empfiehlt er klare Rahmenbedingungen, die sich beispielsweise an den verfügbaren Gesetzgebungen zum Datenschutz oder Beschaffungsrecht orientieren.
Stimmen die Rahmenbedingungen, bilden sie ein solides Fundament für eine längere Zusammenarbeit. Denn Applikationen für den Schulgebrauch werden oft über Jahre weiterentwickelt und ausgebaut. Nur so lohnt sich die Investition von Zeit und Geld – für beide Seiten. Denn Start-ups sind auf langjährige Zusammenarbeit angewiesen. «Pilotprojekte bringen zwar viel Arbeit, aber verhältnismässig wenig Geld», erläutert Wirtschaftsjournalist Kyora.
«Ein gutes Tool muss auch richtig eingesetzt werden.»
Umgekehrt zeigt sich erst im Schulalltag, wo Anwendungen noch optimiert oder weiterentwickelt werden können. Letztlich geht es bei Edtech darum, Menschen beim Lernen zu unterstützen. Für Schulen lohnt sich der Einsatz demnach nur, wenn er dem Lernen dient. Das hänge nicht allein von der Qualität des Produkts ab, betont Wüthrich: «Ein gutes Tool muss auch richtig eingesetzt werden.»
Was das heisst, zeigt sich bei der Weiterentwicklung des Lernnavis im Kanton St. Gallen. Laut Binder werden dabei Lehrpersonen, die das Tool im Schulalltag einsetzen, eingebunden. Man wolle auch auf deren Anliegen eingehen. Bei komplexen Anwendungen sei ausserdem die Einführung für Lehrerinnen und Lehrer besonders wichtig. «Sie müssen den Mehrwert einer Technologie erkennen. Sonst setzen sie diese gar nicht ein.»