Echo

Wo bleibt das Analoge?

Leserbrief zur Schwerpunktausgabe Digitale Bildung, BILDUNG SCHWEIZ 11/2023.

Bei allem Verständnis für das Moderne, für den Fortschrittsglauben, also für das Digitale Lernen – geht nicht Wesentliches verloren? Ich sehe ein, dass der Fokus heute in der Digitalisierung liegt. Aber: Bleibt der Blick noch klar für die Grundlagen des Lernens? Immer wenn Neuerungen Überhand nehmen, verliert das Bewährte, das Beständige. Ich denke an das schöne Wort: «Wertkonservatismus».

So innovationsfreudig ich manchmal bin, so wertvoll finde ich Klassiker wie Comenius, der vor 300 Jahren gesagt hat, dass alles Lernen über die Sinne geschieht, was notabene auch die modernste Hirnforschung bestätigt. Learning by doing, handelndes Lernen und haptische Erfahrung, das alles ist nicht einfach obsolet geworden. Auch wenn die neuronalen Netzwerke im Gehirn wie Computer aussehen, lernen Kinder durch aktives Tun.

In der Ausbildung stehen analoge Angebote nicht mehr so hoch im Kurs. Ich finde das problematisch, denn forschendes, analoges Lernen mit konkretem Material und Experimenten ist die Grundlage für alles. Kinder kommen nicht digital zur Welt. Sie brauchen Empfindungen, Spass und Freude, die nur in der Natur oder im Umgang mit Phänomenen erlebbar sind. Tablet, Laptop und Handy sind okay, aber deshalb bitte nicht auf die reale Welt der Wunder verzichten.

Gerd Oberdorfer, pensionierter Lehrer und ehemaliges Mitglied der Pädagogischen Kommission LCH

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Datum

03.01.2024

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