Magazin für Mädchen

«Wir wollen nicht Pink abschaffen, sondern die Farbpalette erweitern»

Martina Polek ist Mitherausgeberin von Kaleio. Das Magazin ermuntert Mädchen dazu, gross zu werden, ohne sich klein zu machen. BILDUNG SCHWEIZ fragt nach, worauf es ihr dabei ankommt.

Mädchen beim Sport.
Wer Kalaio liest, dem würden Personen begegnen, die nicht durch ihr Aussehen, sondern durch ihre Taten und Überzeugungen glänzen. Foto: iStock/master1305

Bildung Schweiz: Seit 2020 veröffentlichen Sie mit Kaleio ein Heft für Mädchen zwischen 8 und 13 Jahren. Warum braucht es dieses Angebot?

MARTINA POLEK: Wir bestärken Mädchen darin, ihre Bedürfnisse zu erkennen, für sich einzustehen und selbstbestimmt zu entscheiden. Das klingt banal, ist aber alles andere als selbstverständlich. Selbstwert ist leider etwas, das Mädchen nach wie vor viel zu selten vermittelt wird. Stattdessen hören sie – mal mehr, mal weniger subtil – ständig, wie sie zu sein haben. Egal ob in den Medien, in der Schule, in der Öffentlichkeit oder zu Hause: Sie sollen hübsch, brav und angepasst sein, aber bloss nicht fordernd.

Eine grosse Mehrheit der Leserinnen sagte, dass sie dank Kaleio besser wüssten, was ihnen guttut.

Hier setzen wir an: Ohne Klischees, ohne Werbung, dafür mit starken Vorbildern sowie Tipps und Ideen, die sie weiterbringen. Über 70 Prozent der Leserinnen gaben in einer Online-Umfrage an, dass sie Kaleio als aufmunternd empfinden und es ihnen Ideen für neue Hobbys und Aktivitäten gibt. Was uns besonders gefreut hat: Eine grosse Mehrheit der Leserinnen sagte, dass sie dank Kaleio besser wüssten, was ihnen guttut. Und dass sie sich wohler fühlten, so wie sie sind.

Wie wirken Sie den herrschenden Geschlechterstereotypen entgegen?

Die Inhalte unseres Magazins sind für alle Kinder zugänglich und universell gestaltet. Allerdings ist es uns wichtig, gesellschaftlich tief verankerte Stereotype zum Mädchen- und Frausein aufzubrechen. Wir zeigen Mädchen und Frauen in all ihrer Vielfalt – mit unterschiedlichen Interessen, Berufen und Lebenswegen.

Die Leserinnen begegnen Rollenvorbildern, die nicht durch ihr Aussehen, sondern durch ihre Taten und Überzeugungen glänzen.

Hier gibt es Wissenschaftlerinnen, Künstlerinnen, Sportlerinnen, Aktivistinnen und viele mehr. Die Leserinnen begegnen Rollenvorbildern, die nicht durch ihr Aussehen, sondern durch ihre Taten und Überzeugungen glänzen. Und sie erfahren, dass ihr Wert nicht von ihrem Aussehen abhängt und auch nicht davon, wie gut sie gesellschaftliche Erwartungen erfüllen. Viel wichtiger ist, wer sie sind und was sie erreichen wollen. Wir schreiben niemandem vor, was sie tun oder lassen soll. Es geht nicht darum, dass nun alle Mädchen Fussball spielen müssen. Genauso wenig wie wir pinken Nagellack zum Problem erklären. Wir wollen nicht Pink abschaffen, sondern die Farbpalette erweitern.

Sie bieten auch Unterrichtsmaterial an. Was können die Kinder damit lernen?

Wir haben uns gefragt, was Kinder brauchen, um in der Schule ihr Potenzial zu entfalten, unabhängig vom Geschlecht. Neben dem grossen Einfluss, den die Lehrperson selbst auf die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler hat, ist ein positives Klassenklima entscheidend. Die Forschung zeigt, dass dafür vor allem gut entwickelte Lebenskompetenzen – also soziale und emotionale Fähigkeiten – essenziell sind. Unsere Unterrichtsmaterialien wurden gemeinsam mit Testlehrpersonen und mit Unterstützung eines fachlichen Beirats entwickelt. Sie sind online erhältlich, doch ist vorerst nur Material für den Zyklus 2 verfügbar. Es ist eine Art modular aufgebautes Rundumpaket bestehend aus Unterrichtsfeinplanung, die natürlich beliebig abgeändert werden kann. Komplettiert wird das Ganze mit grafisch an das Magazin angelehnten Arbeitsblättern. Denn als Magazinmacherinnen wissen wir ganz genau: Genutzt und gelesen wird Material, das Spass macht.

Autor
(red)

Datum

05.05.2025