Wie soll die Schule der Zukunft aussehen? Diese Frage diskutieren Fach- und Interessenkreise stets. Doch setzen sich damit zu wenig Leute auseinander, fand das Schulmuseum Bern. Es wollte eine lebhafte und grundlegende öffentliche Diskussion um die Zukunft des Bildungswesens anstossen – und lancierte deshalb die Ausstellung «Schule – Experiment Zukunft», die nach über einem Jahr Laufzeit im November 2024 zu Ende ging.
Die Besuchenden durftenüber ihre bevorzugte Schule der Zukunft abstimmen.
Die Kuratorinnen und Kuratoren der Ausstellung hatten dazu fünf politische Initiativen für eine fiktive Schule der Zukunft entworfen. Diese Szenarien inszenierten sie als politische Kampagnen mit Wahlplakaten und Infotexten. Gefordert wurden zum Beispiel eine smarte Schule oder ein Fokus auf künftig gefragte Fähigkeiten. Die Besuchenden durften dann ihrem persönlichen Wunschszenario via Smartphone ihre Stimme geben. Die Ausstellung machte an verschiedenen pädagogischen Hochschulen (PH) der Schweiz Halt. Zum Abschluss lud das Schulmuseum im Schlosshof Köniz (BE) zur Finissage und zeigte dort die Auswertung der Abstimmungsergebnisse.
Mehr Fähigkeiten, weniger Wissen
Hans-Ulrich Grunder, emeritierter Professor für Pädagogik und Stiftungsrat des Schulmuseums, zählte zum Zeitpunkt der Finissage über 2800 abgegebene Stimmen. Seither sind es einige mehr geworden, da die Abstimmung auch unabhängig von der Ausstellung online möglich ist. Bis Ende November haben praktisch ausschliesslich Leute aus dem professionell-pädagogischen Feld über die Schule der Zukunft befunden. PH-Studierende machten rund die Hälfte der Abstimmenden aus. Dazu kamen Lehrpersonen, Dozierende, Bildungs- und Kulturbeamte oder (deutschsprachige) Eltern.
Am Tag der Finissage war die Initiative «Future Skills» der Spitzenreiter mit 36 Prozent der Stimmen. Diese erkennt in der Schule ein veraltetes Relikt aus dem 19. Jahrhundert, das es gründlich zu überarbeiten gilt: mehr vernetztes Denken, Problemlöse- und Teamfähigkeit statt Auswendiglernen, mehr Individualität und Kreativität statt Pauken eines ewig gestrigen Wissenskanons. So verführerisch und simpel die Slogans, so populär das politische Vorhaben bei den Abstimmenden.