Zum Singen gehören auch musikalische Rhythmusübungen. In der Mitte des Raums liegen verschiedene Rhythmusinstrumente. «Wie macht man Güetzli?», fragt die Lehrerin. «Teig machen, auswallen, Güetzli ausstechen, backen!» Die Kinder wissen gut Bescheid. Zusammen mit der Klasse mimt Albertani Bewegungen wie beim Backen und gibt wiederholt die einzelnen Schritte in stark rhythmisierter Sprache wieder: «Teig uströlä, Teig uströlä.» Die Kinder reden ebenso rhythmisiert mit und streichen dabei über ihre Oberschenkel. Zum Teigausstechen gibt die Lehrerin jedem Kind ein Förmchen, das es in die rechte Hand nehmen muss – nicht für alle Kinder eine einfache Aufgabe. Als es alle Förmchen in eine rechte Hand geschafft haben, zeigt die Lehrerin auf dem eigenen Oberschenkel, wie der Teig ausgestochen wird, bevor das Förmchen nach rechts weitergegeben wird. «Teig usstächä, Teig usstächä, witergä.» Die Kinder sprechen rhythmisiert und begleiten die Verse mit Bewegungen im Takt. Zum Abschluss dieser Sequenz singen die Kinder das Lied «Güetzli mache, Gschänkli mache, bald isch de Wiehnacht, das macht Fröid». Danach beginnt das freie Spiel und später die Pause.
Musikunterricht ohne Wertung
Albertani hat die Fortbildung musikalische Früherziehung und das CAS musikalische Grundschule abgeschlossen. Zudem hat sie viele Weiterbildungen zu Musik, unter anderem bei Andrew Bond und Stephanie Jacobi-Murer, besucht. Musikalische Früherziehung will sie ohne Zwänge vermitteln. Sie findet darum auch die Bewertungen der musikalischen Leistung im Kindergarten kontraproduktiv.
«Jedes Kind darf frei mitsingen», erzählt die Lehrerin in der grossen Pause im Lehrpersonenzimmer. «Es soll Freude an der Musik haben.» Ein Kind könne damit seine Gefühle zum Ausdruck bringen, unbeschwert sein und mit den anderen zusammen Gemeinschaft erfahren. Es soll die Musik positiv erleben.
Ohne Druck können mit Musik dennoch viele Kompetenzen vermittelt werden. «Über Musik kann man die Körperwahrnehmung und das Rhythmusgefühl schulen, zuhören und Geräusche wahrnehmen lernen», erklärt Albertani. Zudem erfahren die Kinder, was sie mit der Stimme alles machen können. Musik fördere die Kompetenz, zusammen etwas zu erschaffen, beflügle aber auch den Mut, allein hinzustehen. Im Musikunterricht des Kindergartens lernen die Kinder Instrumente kennen, darunter auch die aus dem musikpädagogischen Konzept Carl Orffs, und sie erhalten die Grundlage für den späteren Musikunterricht.
Die Vielfalt der Lernlieder
Zunehmend setzt Albertani auch Medien wie Spotify ein. Dort habe es viele Kinderlieder und man könne thematisch nach Stücken suchen, die zum Unterrichtsstoff passen. Musik kann im Unterricht vielfältig eingesetzt werden, weiss die Lehrerin. So könnten beispielsweise die Wochentage, Zahlen oder Buchstaben in einem Lied gelernt werden. Ausserdem sei Albertani in ihren vielen Jahren als Kindergartenlehrerin aufgefallen, dass die Sprachentwicklung der Kinder heute oft weniger weit sei als früher. Auch hier helfe die Musik und biete eine gute Gelegenheit, die Sprachentwicklung mit Versen, Liedern oder Rhythmusspielen zu unterstützen.