Die angemessene Kleidung im Klassenzimmer ist immer wieder ein heiss diskutiertes Thema. Was dürfen Schülerinnen und Schüler anziehen und was ist zu freizügig oder freizeitlich? Sind Schuluniformen ein effektives Mittel gegen Diskriminierung und Mobbing? Und wie hat sich die Schulkleidung in der Schweiz und anderswo im Laufe der Zeit entwickelt? Diese und weitere Fragen rund um die Vielfalt der Stoffe im Klassenzimmer und darüber hinaus behandelt das Digital Museum of Learning in seiner Online-Ausstellung «Stoffe unserer Identität».
So entwickelte sich die Schulmode
Kleidung hilft uns dabei, uns auszudrücken und ist Teil unserer Identität. Was wir tragen, sagt nicht nur etwas über unseren persönlichen Stil aus, sondern auch über unsere Kultur und Tradition. Warum trägt also rund die Hälfte aller Schulkinder auf der Welt eine Uniform?
Einheitliche Kleidung vermittelt den Kindern ein Gefühl von Gleichheit.
Während es in der Schweiz üblich ist, dass einzelne Kleidungsstücke wie bauchfreie Shirts, Trainerhosen oder Kappen an Schulen verpönt oder gar verboten sind, ist das Tragen einer Schuluniform in anderen Ländern wie Japan, Grossbritannien oder Kolumbien die Norm. Eine interaktive Zeitmaschine der Ausstellung gibt einen Einblick, wie sich die Schulmode über die Jahrzehnte in unterschiedlichen Ländern verändert hat.
Wer sich durch die Ausstellung klickt, erfährt mehr über die Gründe, warum Schulen Uniformen eingeführt haben. Demnach soll einheitliche Kleidung den Kindern ein Gefühl von Gleichheit und Gemeinschaft vermitteln. So soll eine Schuluniform auch gegen Ausgrenzung und Mobbing wirksam sein.
2020 demonstrierten Schülerinnen einer Genfer Schule gegen die Kleiderordnung
Trotzdem lösen Kleidervorschriften an Schulen auch Kritik und Proteste aus. An einer Schule im englischen Exeter haben Jungen während einer Hitzewelle mit dem Tragen von Röcken gegen das Verbot von kurzen Hosen protestiert. Und auch in der Schweiz wehren sich Schulkinder immer wieder gegen die Kleidervorschriften. Im Jahr 2020 demonstrierten zum Beispiel Schülerinnen einer Genfer Schule gegen die Kleiderordnung. Sie kritisierten diese als sexistisch.
Mode damals und heute
Neben der Schulkleidung thematisiert die Ausstellung unter anderem die Entwicklung von Schultaschen und Sportmode sowie das Textilhandwerk und die unterschiedliche Verbreitung von Stoffen und Mustern. Aber auch unterschiedliche Schönheits- und Körperideale werden vorgestellt. Die Besucherinnen und Besuchern der Ausstellung erfahren, wie sich diese im Laufe der Zeit verändert haben. Früher war etwa das Schwärzen der Zähne, ein weiss gepudertes Gesicht oder das Tragen von Korsetts, Perücken und Reifröcken in Mode.
Die Vorstellung davon, was Schönheit ist, wurde bereits früher von Bildern und Kunstwerken wie antiken Statuen beeinflusst. So schlägt das Museum auch einen Bogen in die Gegenwart: Wie ein Körper auszusehen hat, beruht ebenfalls in erster Linie auf äusseren Eindrücken. Heute stammen sie aber von Fotos oder Filmen aus dem Fernsehen, der Werbung oder den sozialen Medien.
Dass Fotos nicht erst seit einigen Jahren manipuliert werden, zeigt ein Beispiel aus dem Jahr 1909. Bereits damals wurden auf diese Weise unrealistische Schönheitsideale geschaffen. Aber im Vergleich zu früher ist das Bearbeiten von Fotos dank digitalen Filtern und künstlicher Intelligenz viel einfacher geworden. Bilder erfordern deshalb mehr denn je eine kritische Betrachtung.