Insekten-Ausstellung

Kleines Leben für einmal ganz gross

Das Naturmuseum St. Gallen widmet den kleinsten Schwerstarbeitern der Natur eine eigene Ausstellung. Sterben Krabbler aus, sind alle Lebewesen bedroht, so das Fazit.

Eine Makroaufnahme eines Rüsselkäfers. Foto: Thomas Marent

Anders als Säugetiere lösen Tausendfüsser, Spinnen, Insekten und Krebstiere bei uns Menschen kaum Jö-Effekte aus. Hierzu haben sie ein paar Beine zu viel (sechs, acht, zehn oder noch viel mehr an der Zahl). Etwas gruselig wirken auch die in einzelne Segmente unterteilten Körper, deren Organe in ein Korsett aus Chitin gezwängt sind. Dazu kommen Flügel, Fühler und bizarr anmutende Köpfe und Mundwerkzeuge. Wie wichtig diese Aliens für das Leben auf Planet Erde sind, zeigt die Sonderausstellung «Krabbler – unheimlich faszinierend» im Naturmuseum St. Gallen.

Wissensvermittlung in fünf Stationen

Die vier erwähnten Gruppen mit ihren zahlreichen Unterarten gehören im Tierreich zu den Gliederfüssern, den sogenannten Arthropoden. Ihre frühesten Vorfahren entstanden vor zirka 500 Millionen Jahren im Meer, bevor sie das Land besiedelt und dank Flügeln die Lüfte erobert haben. Heute jedoch sind sie mehr denn je bedroht.

Der Rundgang führt durch fünf Stationen, beginnend bei den Bestimmungsmerkmalen. Hier lernen die Besuchenden anhand stark vergrösserter Illustrationen Mundwerkzeuge, Flügel und Fühler zu unterscheiden. Das neu erworbene Wissen können sie in einem interaktiven Spiel testen.

Das Jobprofil der kleinen Tiere ist vielseitig und für jegliches Leben unentbehrlich.

Die zweite Station befasst sich mit dem Lebenszyklus der Tiere, der Metamorphose. Nicht immer kommt es zur Befruchtung und Eiablage, wie das Beispiel des Blattlausweibchens zeigt. Es kann sich über mehrere Generationen hinweg selbst klonen, bis wieder Männchen an der Fortpflanzung beteiligt sind. Anschliessend führt der Rundgang zu den Lebensräumen der Gliedertiere: Wiesen, Wäldern, Hecken, Seen und Häusern.

Das Jobprofil der kleinen Tiere ist vielseitig und für jegliches Leben unentbehrlich. Krabbler fungieren als Putz-, Aufräum- und Zersetzungsequipe, lockern Böden auf, bestäuben Pflanzen und dienen anderen Lebewesen als Nahrung. Sinnigerweise führt hier der Blick quer durch den Raum zu einer grossen Legowohnsiedlung, das zur Station «Warum Krabbler für uns wichtig sind» gehört. Das Modell veranschaulicht, was die Tiere verdrängt und wie wieder Lebensraum für sie geschaffen werden kann.

Eine weitere Station widmet sich dem Zusammenleben der Winzlinge. Auch hier lässt die Vielfalt staunen: Gliederfüsser existieren einzelgängerisch, leisten Teamwork in kleineren Gemeinschaften oder arbeiten hochspezialisiert in komplex organisierten Staaten.

Ausstellung altersgerecht vorbereiten

Es liegt auf der Hand, dass im Naturmuseum die Wissensvermittlung in erster Linie über Texte erfolgt, die durch lebende Anschauungsobjekte, Präparate, Fotos, Videos und interaktive Spiele ergänzt werden. Den Textern ist es gelungen, profunde Recherche in kurze, verständliche Kondensate zu fassen. Das Thema ist für einen Schulbesuch zwar anspruchsvoll, bietet aber den Lehrpersonen auch Freiheiten, den Schwerpunkt mehr auf Biologie, Ökologie oder Mensch und Umwelt zu setzen.

Es empfiehlt sich, dass Lehrpersonen die Ausstellung vorab besuchen und konkrete Aufgaben erarbeiten. Das Anschauungsmaterial ist nicht selbsterklärend und die Fülle der Texte gross. Mit entsprechender Vorbereitung ist die Ausstellung sowohl für Kindergartenkinder als auch für Oberstufenschülerinnen und -schüler geeignet. 

Infos zur Ausstellung

Das Naturmuseum St. Gallen zeigt «Krabbler – unheimlich faszinierend» bis zum 22. Februar 2026. Die Ausstellung ist jeweils Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet, am Mittwoch bis 20 Uhr. Zur Ausstellung gehört eine Kunstinstallation. Für Schulen bietet das Museum Führungen und Klassenlabore an. Die Ausstellung soll künftig auch in anderen Museen gezeigt werden. Mehr Informationen: naturmuseumsg.ch

Autor
Dora Horvath

Datum

16.10.2025

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