Zwischen zehn und zwölf Uhr ist Lela. So nennt die Oberstufenlehrerin Géraldine Eliasson jene Lektionen im Stundenplan, die ihre Schülerinnen und Schüler selbstständig bestreiten. Im Klassenzimmer sieht das dann so aus: Aleandro arbeitet am Mathedossier über Zeit und Geschwindigkeit. Er schätzt, dass er dafür noch zwei Wochen braucht, bis er das Thema mit einem Test, dem sogenannten Beurteilungsanlass, abschliessen kann.
Ausserdem will Aleandro heute noch in einem Roman weiterlesen. In einer Woche will er dazu ein Fazit in sein Lesetagebuch schreiben. Diese Art des Unterrichts gefällt ihm. «Früher wurde es mir immer langweilig, wenn ich mit einer Klassenaufgabe früh fertig war. Heute kann ich mich einfach einer neuen Aufgabe widmen, ohne auf die anderen warten zu müssen», sagt Aleandro.
Sechs Bücher pro Jahr
Lorena arbeitet ebenfalls an einem Mathedossier. Sie beschäftigt sich allerdings mit Leasing und Krediten. In zwei Tagen will sie den dazugehörigen Test schreiben. Bei der Lektüre ihres Buches muss sie Gas geben, um auf die geforderten sechs Bücher pro Jahr zu kommen. Trotzdem: «Mir gefällt diese Art des Lernens. Ich habe viel weniger Stress als früher, weil ich in meinem eigenen Tempo arbeiten kann.» Ähnlich unterwegs ist Sebastian. Auch er liest ein Buch und erarbeitet sich das Thema Leasing. Er ist zufrieden mit dieser Art des Unterrichts. In seiner früheren Klasse hätten sie häufig Blödsinn gemacht und es sei oft laut gewesen. «Hier arbeiten alle konzentriert an ihren Aufgaben», sagt Sebastian.