Uettligen bei Bern liegt an diesem Vormittag im dichten Nebel. Im Oberstufenschulhaus im Dorf brennen die Lichter. Im Raum für textiles Gestalten im Untergeschoss arbeiten die Schülerinnen und Schüler der gemischten Real- und Sekundarklasse 7a an ihrem Projekt – einem Kuscheltier. Luan hat auf seinem Arbeitstisch gelbe Stoffbahnen ausgelegt, deren Längen und Breiten er misst. In seinem Logbuch, das aufgeschlagen daneben liegt, hat er fein säuberlich auf den Millimeter genau die Pläne für sein Kuschelobjekt eingetragen. Er möchte die Trickfilmfigur Spongebob nähen. Der Schwammkopf soll 50 Zentimeter gross werden.
«Wenn ich die Dinge auf meine Art und Weise machen kann, kommt es besser heraus.»
«Die Proportionen von Spongebob habe ich auf meine eigene Art berechnet», sagt Luan und zeigt auf die Pläne. «Die Kollegen neben mir machen für ihr Tier noch ein Schnittmuster, aber das ist mir zu kompliziert», erklärt er weiter. Luan will die Dinge spontan ändern können. Die Schnittmustervorgabe wäre ihm deshalb zu starr. Ein bisschen angeleitet zu werden, findet er gut. «Aber wenn ich die Dinge auf meine Art und Weise machen kann, kommt es besser heraus», meint Luan. Am Ende zähle ja, ob man das Ziel der Aufgabe erreicht habe.
Anaëlle und Kintana arbeiten in der Tischreihe vor Luan. Sie haben sich entschieden, einen Hasen zu nähen. In ihrem Logbuch haben sie die einzelnen Arbeitsschritte ebenfalls detailliert festgehalten. Den Hasen haben sie gemeinsam entworfen. Er wird grosse Ohren haben und mit dem Plotter angefertigte Augen. «Wir sind Freundinnen, deshalb arbeiten wir zusammen», erklären die beiden. Die Kuscheltieraufgabe ist zwar nicht als Gruppenarbeit angelegt, dennoch arbeiten auch andere Jugendliche zusammen. Hinten im Textilraum schneidern zwei Mädchen gemeinsam je einen Delfin, und eine Bubengruppe hat sich entschlossen, anstelle eines Kuscheltiers je ein Lebensmittel zu nähen: So entstehen eine Plüschpizza, ein Hotdog und ein Hamburger aus Stoff.
Einen Plan umsetzen lernen
Die Verwirklichung der Pläne für das Kuscheltier fällt nicht allen gleich leicht. Nötig ist eine gut ausgebildete Vorstellungskraft. Der Plan ist zweidimensional, die Arbeit dann aber dreidimensional. Und es braucht gute mathematische Kenntnisse, um die Längenverhältnisse massstabgetreu abbilden zu können. Kurzum: Das Nähen des Kuscheltiers ist eine komplexe Lernangelegenheit, in der fachliche und überfachliche Kompetenzen geübt werden. «Die Umsetzung einer textilen Aufgabe ist eine wahnsinnige Leistung», sagt Tamara Hauser. Sie unterrichtet das Fach textiles und technisches Gestalten.