Ich möchte Herrn Abplanalp von éducation 21 vehement widersprechen! Was in der beschriebenen Unterrichtseinheit ergründet wird, ist meines Erachtens nicht das Wesen der Freundschaft, sondern das Wesen des Konsumismus. Die Frage «Was brauche ich, wenn ich etwas Bestimmtes bekommen möchte?» ist die zentrale Frage einer Konsumhaltung. Natürlich lieben wir Besitztümer wie Fahrzeuge, Kleider oder Spielgeräte. Wir pflegen, bewundern und geniessen sie.
Aber wo ist bei all dem die Freundschaft? Die zentrale Frage der Freundschaft ist nicht die Frage des Nutzens. Freundschaft fragt nach dem Menschen, seinen Gedanken, seinen Bedürfnissen, gemeinsamen Freuden und dem Zusammenleben. Freundinnen und Freunde begegnen uns. Wir können sie nicht kreieren. Kinder lieben zwar ihre Kuscheltiere. Diese jedoch als Freunde zu bezeichnen, ist Projektion. Die hat im kindlichen Spiel einen wichtigen Platz, aber wirkliche Freundschaft beruht auf Gegenseitigkeit mit lebendigen Wesen.
Wir Erwachsenen haben die Aufgabe, sie den Kindern anzubieten und vorzuleben. Ein Roboter ist ein Konsumartikel. Er trifft keine eigenen Entscheidungen, sondern rechnet nur Wahrscheinlichkeiten aus. Und er wird sich nicht umentscheiden, wenn ich ihn darum bitte. Eine Freundin oder ein Freund hingegen kann das tun – aus Mitgefühl.
Franziska Auch, Biel