BILDUNG SCHWEIZ: Sie trainieren den Nachwuchs der Kadetten Schaffhausen und haben als Jugendlicher selbst lange Handball gespielt. Was macht ein gutes Team aus?
MARCO LÜTHI: Erfolg und Chemie. Das Ziel aller Teams ist es, erfolgreich zu sein. Dabei geht es aber nicht nur ums Gewinnen. Gute Teams erbringen gute Leistungen im Rahmen ihrer Möglichkeiten.
Und was meinen Sie mit Chemie?
Das zeigt sich vor allem im Nachhinein. Wenn die Chemie stimmt, entstehen langjährige Freundschaften – auch nach den aktiven Jahren. Ich kenne Jungs, die nun als Erwachsene weiterhin gelegentlich zusammen spielen. Ich denke auch immer noch gerne an diese sozialen Aspekte während meiner aktiven Jahre zurück.
Worin besteht jetzt Ihre Rolle?
Als Trainer ist Führung wichtig. Ich setze dabei vor allem Leitplanken. Besonders bei jungen Menschen muss ich klar sagen, was nicht geht und unerwünschtes Verhalten sofort ansprechen. Ihnen fehlt die Erfahrung, wie ein Team funktioniert und wie man als gutes Team miteinander umgeht. Auf dem Pausenplatz sprechen sie ganz anders miteinander – besonders die Jungs.
Inwiefern?
Dort fehlt oft die wertschätzende Kommunikation. Die Jungs müssen häufig erst lernen, mit Kritik umzugehen – auch, wenn sie von Teamkollegen kommt. Meist reagieren sie abweisend und beschuldigen sich gegenseitig. In einem guten Team sollte das nicht geschehen, darum muss man da Grenzen setzen.
Jugend ist Rebellentum. Ist es sinnvoll, Spielerinnen und Spieler zu sanktionieren, die Probleme machen?
Strafen gibt es bei uns kaum. Wenn jemand nachlässig wird und häufiger fehlt, erwarte ich dafür eine Mehrleistung, zum Beispiel einen Einsatz als Helfer. Im Training selbst gibt es oft Liegestütz-Situationen. Solche «Strafen» erzeugen einen Wettkampfdruck und dienen auch der Selbstreflexion. Während zehn Liegestützen können die Jungs ihr Verhalten hinterfragen. Oder wenn in der Garderobe etwas kaputt geht, muss vielleicht das ganze Team beim Hauswart zum Putzen antraben. So etwas schweisst auch zusammen.