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Ein Ratgeber, der im Umgang mit Eltern Sicherheit verleiht

Das neue Handbuch «Aller Eltern Abend» spielt viele konkrete Situationen aus dem Schulalltag durch. Zu jedem Szenario vom simplen Telefongespräch bis hin zur Krise gibt es konkrete Empfehlungen.

Zeichnung zweier Figuren. Eine ist männlich und steht im Rahmen einer offenen Türe. Vor ihm steht eine weiblich gezeichnete Figur.
Das Gespräch unter der Tür mit einer Mutter oder einem Vater kennen alle Lehrerinnen und Lehrer. Illustration: Mägi Brändle, visualisierbar.ch

Der Titel dieses Buchs täuscht. Dieser praktische Ratgeber behandelt längst nicht nur den Elternabend. Erst der dritte Teil widmet sich dem traditionellen Treffen im Schulzimmer, bei dem die Eltern die Lehrerin oder den Lehrer ihres Kindes kennenlernen und umgekehrt. Davor geht es zuerst einmal grundsätzlich um die Eltern. Thomas Eberhard, der Autor des beim hep Verlag erschienenen Buchs, schreibt gleich in der Einleitung wieso: «In der Schule prallen Leben aufeinander. Grund- und Werthaltungen, Ängste, Hoffnungen. Emotionaler könnte es kaum sein.»

Mit Checklisten und Tipps

Umso wichtiger sei eine durchdachte und sorgfältige Kommunikation mit den Eltern. Eberhard geht das Thema systematisch, praxisbezogen und lebensnah an. Checklisten, konkrete Beispiele und «Rezepte» werden von knapp gehaltenen vertiefenden Ausführungen zusammengehalten. Der Autor war selbst Lehrer, studierte dann Erziehungswissenschaften, arbeitete beim Radio und berät heute unter anderem Schulbehörden in den Bereichen Kommunikation, Führung und Konfliktmanagement.

«Einen Plan haben»

Der erste Teil des Buches mit seinen 144 Seiten ist also den Eltern gewidmet. Eberhard zeigt auf, wo es zu Missverständnissen kommen kann. Die Botschaft: Die meisten lassen sich mit kommunikativem Geschick vermeiden. Aber am wichtigsten sind Transparenz und eine klare Informationspolitik.

Unter dieses Credo lässt sich eigentlich dann der umfangreichste mittlere Teil des Buches stellen. Es ist in vier Unterkapitel gegliedert. Das erste heisst schlicht: «Einen Plan haben». Eberhard empfiehlt nachdrücklich, dass Schulen für sich ein Kommunikationskonzept entwickeln, auf das sich dann alle abstützen können und das sich auf «Redaktionskonzepte» für jede Klasse herunterbrechen lässt.

Der Autor liefert auch gleich handliche Erarbeitungshilfen dazu. Darauf stützen sich dann die schriftliche und die mündliche Kommunikation ab. Unterer Letzterer werden das klassische Elterngespräch, das wohl allen Unterrichtenden bekannte Gespräch zwischen Tür und Angel sowie geplante oder überraschende Telefonanrufe besprochen.

Was tun bei Konflikten?

Das vierte Unterkapitel in diesem mittleren Teil des Buches dürfte für viele Lehrerinnen und Lehrer eines der spannendsten sein. Es behandelt Konflikte mit Eltern. Etliche können zwar wie erwähnt vermieden werden, wenn die vorangehenden Tipps beachtet werden. Doch auch der Autor weiss, dass sie zur Realität dazugehören.

Wer sich mit Konflikten befasst hat, bevor sie eintreten, ist besser gewappnet. Dabei hilft das Buch.

Und wer sich mit Konflikten befasst hat, bevor sie eintreten, ist jedenfalls besser gewappnet. Dabei hilft das Buch. Es unterscheidet neun Typen von Konflikten. Jeder wird in derselben Art und Weise aufgearbeitet: Die Art des Konflikts wird kurz beschrieben, dann das Motiv beleuchtet und schliesslich Tipps zur Bewältigung gegeben. Wenn Eltern beispielsweise eine Lehrperson beleidigen, wird zur sogenannten 3-Schritte-Methode geraten.

Sie gibt einem eine Leitplanke und einen Plan in die Hand, was zu tun ist: Nämlich das Zepter in die Hand nehmen. Dabei wird das Vorgefallene von der beleidigten Person kurz benannt. Sie formuliert dann in einer Ich-Botschaft, was dies bei ihr auslöst. Schliesslich sagt sie klipp und klar, wie es nun weitergeht. In diesem konkreten Fall, schreibt der Autor, werde nicht verhandelt.

Am Ende der Lektüre bleibt ein Eindruck haften: Dieses Büchlein dürfte mit seinen vielen praktischen Tipps und Handreichungen auch nach dem ersten Durchlesen bei vielen gut greifbar im Büchergestell bleiben.

Autor
Christoph Aebischer

Datum

26.04.2024

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