BILDUNG SCHWEIZ: Sie forschen zum Thema Lernen und Intelligenz. Kennen Sie Ihren eigenen Intelligenzquotienten?
ELSBETH STERN: Ich habe mehrere Intelligenztests absolviert. Dabei kam nicht immer derselbe Wert heraus. Je nach Test variierte das Ergebnis um bis zu sechs Punkte. Es gibt also keine Zahl für meinen IQ. Viel mehr pendelt er in einem gewissen Bereich. Mit diesem bin ich zufrieden, nenne ihn aber nicht öffentlich. Aber ich wäre wohl nicht Intelligenzforscherin geworden, wenn ich nicht eine gewisse Intelligenz mitbringen würde.
Wie präzise sind diese Messungen?
Nicht so präzise wie beispielsweise die Messung der Körpergrösse, bei der eine genaue Zahl herauskommt. Bei unterschiedlichen Tests, die an unterschiedlichen Tagen durchgeführt werden, gibt es ziemlich sicher verschiedene Resultate. Dass man am einen Tag aber hochbegabt und am nächsten lernbehindert ist, ist jedoch unmöglich.
Aber lassen sich solche Tests nicht üben, um ein besseres Resultat zu erzielen?
Doch. Man gelangt aber nicht von den Werten einer normalbegabten Person zu jenen einer hochbegabten.
«Mehr als die Hälfte der Menschen denkt, dass sie überdurchschnittlich intelligent ist.»
Man sollte sich bei diesen Tests nicht auf eine Zahl beschränken, die man fortan als Persönlichkeitsmerkmal vor sich herträgt, sondern eher auf einen Bereich, in dem man angesiedelt ist.
Wir überschätzen oftmals unsere eigene Intelligenz. Warum ist das so?
Mehr als die Hälfte der Menschen denkt, dass sie überdurchschnittlich intelligent ist. Analog dazu denkt auch die Hälfte der Menschen, dass sie gut Auto fahren kann. Diese Selbstüberschätzung stützt das Selbstbewusstsein oder den Selbstwert. Man will sich selbst positiv sehen.