Weisheitszähne, Ohrmuskeln, das Steissbein und die Körperbehaarung: Körpermerkale wie diese waren für die menschliche Spezies einst von Vorteil. Heutzutage sind sie jedoch für das Überleben nicht mehr nötig, manchmal gar lästig. Um solche Entwicklungen und evolutionäre Überbleibsel geht es in der Ausstellung «Wie viel Urzeit steckt in dir?», die aktuell im Kulturama in Zürich läuft.
Die Ausstellung umfasst ein breites Themenspektrum. Sie behandelt beispielsweise Evolution, Paläontologie oder Kulturgeschichte. Die Ausstellungsstücke sind anschaulich gestaltet. Zudem kann man vieles selbst ausprobieren, spielen und rätseln.
In einer Kombination aus Bild und Ganzkörperspiegel können die Besucherinnen und Besucher beispielsweise diejenigen Körpermerkmale ausfindig machen, die früher einen Vorteil bedeuteten, heute aber nicht mehr überlebensnotwendig sind – darunter etwa die bereits erwähnten Weisheitszähne.
Besuchenden erhalten nicht ganz ernst gemeinte Tipps, wie sie die Wahrscheinlichkeit erhöhen können, selbst zu einem Fossil zu werden.
Der Mensch als Fossil
Ein anderer Teil der Ausstellung ist Fossilien gewidmet. Fossilienfunde liefern uns Erkenntnisse über längst ausgestorbene Lebewesen. Wie können wir selbst zum Fossil werden? Rätselbilder verraten die Besuchenden nicht ganz ernst gemeinte Tipps, wie sie die Wahrscheinlichkeit erhöhen können, selbst zu einem Fossil zu werden. Hilfreich dafür wäre es, in einem Gletscher umzukommen oder auch im Wasser, Sand, Schlamm oder in Vulkanasche.
Die Ausstellung thematisiert auch das Wachstum der Weltbevölkerung. Ein beeindruckendes Schaubild zeigt diese Entwicklung. Der Übergang vom Nomadentum zur Landwirtschaft hat dazu geführt, dass sich der Mensch besser ernähren und fortpflanzen konnte. Etwa ab dem 19. Jahrhundert ging die Wachstumskurve dann steil in die Höhe. Seitdem hat sich die Bevölkerungszahl von damals einer Milliarde Menschen bis heute um das Achtfache erhöht.
Abgesehen vom Bevölkerungswachstum gibt es noch weitere Themen, die für die Bildung für nachhaltige Entwicklung interessant sind. So folgt die Ausstellung dem Energieverbrauch zurück bis zur ersten Nutzung des Feuers und vergleicht heutige Migrationsbewegungen mit denen unserer Ahninnen und Ahnen.
Mammut oder Matheaufgabe
Anhand von Bildern von Stresssituationen damals und in der Gegenwart wird aufgezeigt, wie viel Urzeit noch heute in uns steckt. Ob wir mit einem wütenden Mammut oder einer scheinbar unlösbaren Matheaufgabe konfrontiert sind, spielt für die menschliche Biologie keine Rolle. Der Körper reagiert noch gleich wie früher: Herzschlag und Atmung beschleunigen sich, Adrenalin flutet den Körper.
Noch heute lässt sich unser urzeitliches Verhalten im Alltag erkennen, sei es bei Provokationen oder Konflikten.
Die Stressreaktion macht uns flucht- und kampfbereit – oder lässt uns erstarren. Der Verstand setzt erst mit Verzögerung ein. Noch heute lassen sich solche Reaktionen im Alltag erkennen, sei es bei Provokationen im Strassenverkehr oder bei Konflikten.
Eine Installation am Ende der Ausstellung zeigt eine Steintafel, eine Papyrusrolle und heutige Datenträger – Werkzeuge aus verschiedenen Epochen zur Speicherung von Information. Das regt zum Nachdenken an. Denn wer in seiner Schreibtischschublade Disketten aus den 90er-Jahren entdeckt, hat heute schon Mühe, an deren Inhalt zu gelangen. Im Gegensatz zu unseren modernen Datenträgen haben Steintafeln oder Bücher eine deutlich längere Lebensdauer. Was werden also zukünftige Generationen noch über unser heutiges Leben herausfinden können?