Wer nur wenig oder gar nichts hört, ist auf Untertitelung, Gebärdensprachvideos und andere visuelle Hilfen angewiesen. Bei kognitiven Einschränkungen braucht es für das Textverständnis die Übersetzung in leichte Sprache sowie einfache Website-Strukturen. Menschen mit motorischen Einschränkungen haben teilweise Mühe mit Maus und Tastatur. Sie brauchen alternative Methoden zur Eingabe wie Sprachsteuerung oder eine angepasste Tastatur.
 Weniger Barrieren im digitalen Raum
 Sprachsteuerung oder alternative Tastaturen waren zu Schillings Schulzeit noch unerschwinglich. Dennoch wurde er zum versierten Computernutzer und arbeitet heute bei Google in Zürich als Manager im Bereich künstliche Intelligenz (KI). Neben seinem regulären Pensum hat er das Accessibility Discovery Center gegründet. Hier werden die neuesten technischen Mittel vorgestellt, die Menschen mit Behinderung im digitalen Raum Teilhabe ermöglichen. 
 «Barrierefreiheit ist bei neuen Technologien nicht automatisch gegeben.»
 Die technischen Lösungen reichen von bereits bekannten, aber stets besser werdenden Lösungen wie Videountertitelung in Echtzeit über spezifisch einstellbare Tastaturen bis hin zu Geräten, welche auf die Augenbewegung querschnittgelähmter Menschen reagieren. Letztere beeindruckt Schilling besonders. Denn kürzlich hat er einen querschnittgelähmten Jungen in London kennengelernt. Dieser hat sich selbst beigebracht, lediglich mit Augenbewegungen zu programmieren.
 Auch neue Tools haben Hindernisse
 Obwohl heute viele hilfreiche Tools existieren, hält Schilling fest: «Barrierefreiheit ist bei neuen Technologien nicht automatisch gegeben.» Entwicklerinnen und Entwickler müssen sich immer wieder um sie bemühen. Denn jede neue Technologie und jedes neue Tool könne Hindernisse aufweisen, denen man sich nicht bewusst ist. Bei der Bildgenerierung durch KI etwa sei ihm dies zuletzt untergekommen. «Wenn ich Bilder von mir bearbeiten liess, veränderte das KI-Tool stets meine Arme, weil sie nicht der Norm entsprechen.» Zwischenzeitlich komme dies zwar nicht mehr vor, weil die Tools verbessert wurden.
 Aber dieses Beispiel zeige auf, dass Tech-Unternehmen auf Rückmeldungen angewiesen sind, um die Produkte zu verbessern. Dabei werden sie auch auf Möglichkeiten aufmerksam gemacht, die heute fehlen. Beispielsweise würden sich viele Blinde oder Sehbeeinträchtigte, die sich so stark an die Arbeit mit einem Screenreader gewöhnt hätten, eine erhöhte Geschwindigkeit bei der Textwiedergabe wünschen. «Wir Sehenden verstehen bei hohem Tempo nur Bahnhof. Doch wer daran gewöhnt ist, kann so einen Text speditiv überfliegen.»