Bücher & Medien

Brücken schlagen und zeichnend lernen

Ein Bilderbuch beleuchtet Autismus aus verschiedenen Blickwinkeln und ein Skizzentagebuch eröffnet neue Lernperspektiven.

Ein Mädchen liegt in Höhle aus Tüchern und liest in einem grossen Buch.
Illustrierte Bücher ziehen Kinder in ihren Bann. Das kann der Aufklärung über Neurodiversität oder auch als Lernhilfe dienen. Foto: iStock/skynesher

Ein Bilderbuch zum Wenden

Im Zentrum dieses Bilderbuchs steht Theo, ein autistischer Junge, der die 1. Klasse besucht. Seine Faszination gilt allem, was mit dem Weltraum zu tun hat. Als seine Schulklasse einen Ausflug ins Planetarium unternimmt, ist Theo zunächst überglücklich und voller Vorfreude. Doch auf der Exkursion kommt es zu einem Zwischenfall und auf einmal ist Theo verschwunden.

Ein Knetball klärt auf

Das Bilderbuch «Astronautist» wird aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt: einer neutralen Erzählstimme, der Ich-Perspektive von Theo sowie der Erklärfigur in Form eines Knetballs namens Rolli. Rolli ist Theos Stressball und hat deshalb eine tragende Rolle im Alltag des Jungen. Als Autist trifft Theo in der Schule immer wieder auf herausfordernde Situationen: Pausenlärm, unberechenbare Mitschülerinnen und Mitschüler und viele sinnliche Reize wie Farben oder Texturen. Weshalb es Theo manchmal zu viel wird.

Was ihm im Schulalltag hilft, wird in den Erklärungen von «Rolli» in einfachen Worten und kurzen Sätzen anschaulich erklärt. Die verschiedenen Perspektiven funktionieren dabei als Brücke zwischen den Wahrnehmungen der Schulkinder und Theo. Die Autorin greift dafür zu einem dramaturgischen Kniff: Die Erzählstimme und Rolli schildern die Ereignisse auf der einen Hälfte des Buches. Wendet man das Bilderbuch, kommt Theo zu Wort. Seine Sicht macht die Gefühlswelt eines Autisten erleb- und nachvollziehbar. Das Wendebilderbuch ist im Rahmen der Maturaarbeit der Wilerin Milena Müggler entstanden und wurde von der Fachstelle Autismus Ost begleitet. Die liebevollen Illustrationen stammen ebenfalls aus der Feder von Müggler.

Ein Tagebuch mit Skizzen

Dieses Buch ist Anleitung, Lernhilfe und Notizblock in einem: Mit wenig Text und ansprechend gestalteten Skizzen verleitet Autorin Mägi Brändle geschickt dazu, die eigenen Gedanken zu verbildlichen, statt nur schriftlich festzuhalten. Denn – so die Prämisse des Buches – das menschliche Hirn liebt Bilder. Deshalb bleibt alles, was sich Mensch merken will, besser hängen, wenn er es aufzeichnet. Die Autorin, ihres Zeichens selbst einst ausgebildete Lehrerin, versteht es dabei, ihre Leserschaft nicht ins kalte Wasser zu werfen, sondern an der Hand zu nehmen. Das Lerntagebuch startet mit einer Schritt-für-Schritt-Anleitung und einfachen Übungen, die einem das Visualisieren näherbringen. Die Skizzieraufgaben ergänzen zudem aktuelle Erkenntnisse aus der Neurowissenschaft.

Keine Angst vor dem weissen Blatt

Der Übergang von den Begleitübungen hin zu den freieren Visualisierungen geschieht fliessend. Vom anfänglichen Zeichnen einer Glühbirne findet man sich ein paar Seiten weiter beim Visualisieren der eigenen Stärken. Dabei kommt in diesem Buch keine Angst vor dem weissen Blatt auf: Die Anregungen und Skizzen der Autorin begleiten einen bis zum Schluss, und doch bleibt genügend Raum für eigene Ideen und Projekte.

«Mein Skizzen- & Lerntagebuch» ist eine kreative Anleitung, die Lehrpersonen wie auch Schulkindern dabei helfen kann, Lernziele zu veranschaulichen und dadurch zu strukturieren. Nützliche Tipps und spannendes Hintergrundwissen zur Funktionsweise des Hirns unterstützen den Lernprozess. Wer sich dabei von den raffinierten Illustrationen der Autorin nicht hemmen lässt, gewinnt eine praktische Lernhilfe.

Autor
Mirja Keller

Datum

19.12.2025

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