Swiss Skills

Das raten junge Berufsleute für den Einstieg in die Lehre

An den Berufsmeisterschaften Swiss Skills massen sich junge, talentierte Berufsleute. BILDUNG SCHWEIZ fragte einige davon nach Ratschlägen für angehende Lernende. Was erleichtert den Einstieg? Was hilft bei einem Durchhänger?

Ein Junger Mann arbeitet an einem Blumengesteck.
An den Berufsmeisterschaften Swiss Skills zeigen junge Berufsleute wie der Florist Roman (21), was sie können. Fotos: Claudia Baumberger

Die Späne fliegen, Spritzen werden gesetzt und ein wildes Klappern von Computertastaturen klingt durch die Halle: An den Berufsmeisterschaften Swiss Skills in Bern, stattgefunden hat sie Mitte September, messen sich die besten jungen Talente aus 92 Berufen, von der Abdichterin bis zum Zimmermann. Die Teilnehmenden haben zuvor bereits regionale Ausscheidungen gewonnen. Zum Finale in den Hallen auf dem Berner Messegelände tritt nun die Crème de la Crème aus der ganzen Schweiz gegeneinander an.

Neben Wissen, Können, handwerklichen und kreativen Fähigkeiten braucht es gute Nerven, um unter Zeitdruck ein Meisterwerk abzuliefern. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer arbeiten in einem hektischen Gewusel. Und dann sind da noch die Medienschaffenden mit Film- und Fotokameras, Aufnahmegeräten und Notizblöcken. BILDUNG SCHWEIZ hat sich fünf junge Berufsleute geschnappt und wollte wissen: «Wie ging es dir in der Lehre und was hast du für Tipps für jene, die am Beginn ihrer Berufslehre stehen?»

Fünf junge Leute aus fünf Berufen

Alan (20) aus dem Berner Oberland ist Landmaschinenmechaniker. Seine Lehre hat er vor einem Jahr abgeschlossen. An der Berufsmeisterschaft trägt er einen grünen Overall und eine Schutzbrille. In seinem Beruf treten nur Männer an. Auch Roman (21) hat seine Lehre im Vorjahr abgeschlossen. Der St. Galler Florist ist der einzige Mann unter lauter Frauen. Kim (19) tritt den Wettbewerb als Bekleidungsgestalterin an, wo nur Frauen am Werk sind. Die Bündnerin ist im dritten Lehrjahr, stilvoll gekleidet und trägt Schmuck. Deborah (20) aus dem Kanton Zürich arbeitet in T-Shirt und Arbeitshosen voller Werkzeuge. Im Wettbewerb der Elektroinstallateure ist sie die einzige Frau unter lauter Männern, auch sie hat ihre Lehre bereits im Vorjahr abgeschlossen. Yara, (21) ist im ersten Lehrjahr als Keramikerin. Die Aargauerin vertritt an den Swiss Skills einen Kleinstberuf, für den es keine Wettbewerbe gibt. In einer Halle kann man dafür Lernenden bei der Arbeit über die Schulter schauen.

Schöne Lehrjahre mit Tücken

Alle fünf Befragten erlebten in ihrer Lehre eine gute bis sehr gute Zeit. Die beiden jungen Männer sprechen von einer super Lehre, in der sie von den Ausbildenden und vom Team unterstützt worden seien. Yara, die erst wenige Monate in der Lehre ist, strahlt, wenn sie von ihrer Ausbildung erzählt. Der Start ins Berufsleben gelang ihr problemlos: Sie hatte zuvor das Gymnasium abgeschlossen. In der Lehre habe sie mehr Zeit für sich als vorher, weil sie nicht mehr jeden Tag für die Schule büffeln müsse. Kim hingegen erlebte den Start in die Lehre als sehr anstrengend: Bei ihr fiel dieser mit dem Umzug von den Bergen in die Stadt und vom Elternhaus in eine Wohngemeinschaft zusammen.

Sie musste zuerst einen Weg für sich finden im neuen Lebensabschnitt. Ihre Eltern und die neuen Mitbewohnenden haben sie dabei unterstützt. Kim wollte, dass der Neustart gelingt. «Ich ziehe das durch», habe sie auch zu sich selbst gesagt. Das hat sich gelohnt: Heute ist sie eine selbstbewusste Berufsfrau, die ruhig unter Zeitdruck im Messerummel arbeitet. Auch die Elektroinstallateurin Deborah fühlte sich in ihrer Lehrzeit unterstützt: Ursprünglich hatte sie eine Schreinerlehre begonnen. Sie hatte jedoch keine Freude an der Arbeit und es war bald klar, dass es so nicht weitergehen konnte.

Die Eltern halfen ihr in dieser schwierigen Zeit und innerhalb von drei Monaten konnte sie in eine Lehre als Elektroinstallateurin wechseln, ohne dass sie ein Lehrjahr verlor. Das war eine gute Entscheidung, wie ihre Qualifikation für Swiss Skills zeigt. Wie viele Lernende hat Deborah zudem gelernt, Berufs- und Privatleben auszubalancieren. Gewerbeschule, Lehre und drei Fussballtrainings pro Woche – sie ist Erstligaspielerin – unter einen Hut zu bringen, war aber nicht immer einfach. Manchmal waren darum am Sonntag Aufgaben für die Gewerbeschule angesagt.

Geduld und gute Vorbereitung

Der Schritt von der Schule in die Berufslehre ist nicht immer einfach, aber durchaus handhabbar, wie die jungen Berufsleute berichten. Sie verraten ihre Tricks, die ihnen durch die Lehrzeit geholfen haben. «Aller Anfang ist schwer», sagt Bekleidungsgestalterin Kim. Es helfe, sich durchzubeissen, bis man etwas eingearbeitet ist. In den ersten Monaten sei für sie die Unterstützung ihrer Familie und ihrer Freundinnen besonders wichtig gewesen. Es brauche aber auch den Glauben an sich selbst. «Immer gut auf das Bauchgefühl achten. Man merkt, ob es der Beruf ist, den man wirklich möchte», sagt Kim. Das habe sie motiviert, durchzuhalten.

Für die Lehre in künstlerischen Berufen empfiehlt Yara, einen berufsvorbereitenden Kurs an einer Schule für Gestaltung zu absolvieren. Diese vermitteln nützliche Kompetenzen für das Aufnahmeverfahren. «Ich habe mein Dossier für die Bewerbung selbstständig erarbeitet. Das war sehr anspruchsvoll. Mit den gestalterischen Techniken aus dem Vorkurs wäre es mir leichter gefallen.» In der Lehre sei dann aber auch viel Geduld, Flexibilität und Frustrationstoleranz wichtig. Denn oft müsse man etwas immer und immer wieder ausprobieren, bis man das Handwerk beherrsche.

Von- und miteinander lernen

Landmaschinenmechaniker Alan kannte das «Wärchen» schon vom elterlichen Bauernbetrieb. Er empfiehlt, vor der Lehre schnuppern zu gehen, damit man das Team und das Umfeld kennenlernt. Es brauche auch ein Bewusstsein dafür, dass man in der Lehre anpacken muss, um erfolgreich zu sein. Tipps, wie es vor der Lehrabschlussprüfung (LAP) nicht zum Stress kommt, kennt Deborah. «Alles, was man während der Lehrzeit richtig lernt, sitzt bereits und muss nur noch einmal für die LAP repetiert werden», lautet ihr Erfolgsrezept, und sie ergänzt: «Am besten lernt man mit anderen zusammen.» So könne man sich gegenseitig pushen. «Und wenn man jemand anderem etwas erklärt, versteht man es danach selbst besser.» Wichtig sei auch, immer eigene Notizen zu machen. Das habe ihr sehr geholfen.

Florist Roman empfiehlt, den Lehrbetrieb gut kennenzulernen, bevor man sich entscheide, dort drei Jahre zu arbeiten. «Es muss einem wirklich wohl sein», sagt er. Er durfte in einem tollen Betrieb lernen. «Ich wurde fachlich, schulisch und menschlich sehr unterstützt.» Im Kleinbetrieb mit seiner familiären Atmosphäre sei man auf ihn eingegangen. «Meine Fragen wurden geschätzt. Sie erkannten darin, dass ich am Beruf wirklich interessiert bin.»

Motivation fürs Berufsleben

Zum Abschluss der Swiss Skills findet die Siegerehrung statt. Die fünf jungen Berufsleute haben sich im Wettbewerb erfolgreich behauptet. Kim erkämpfte sich den vierten und Deborah den fünften Platz. Roman und Alan belegten je den sechsten Platz ihrer Disziplin. Die Swiss Skills und den damit verbundenen Erfolg fasst Roman so zusammen: «Es bereitete mir riesige Freude, hier mitzukämpfen. Das gibt mir über den Wettbewerb hinaus Kraft und Motivation.» 

Autor
Claudia Baumberger

Datum

06.11.2025

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